SteLu, Wer jemanden überzeugen will, dem reicht es leider nur selten, sich den Bauch vor Lachen zu halten. Überhitzt diskutieren ist da vielleicht sogar besser, wenn auch suboptimal. Andererseits sind Sie ein intelligenter Mensch. Sie haben erkannt, daß die Frage, ob etwas bereits rassistisch ist, oder doch noch etwas anderes dahinterstecken könnte, oft genau so diskutiert wird, wie eine religiöse Fragestellung unter streng Gläubigen. Da stimme ich Ihnen zu. Ich mische mich darum auch nur selten in solche Diskussionen ein, denn wer etwas bestimmtes glauben will, den kann ich so oder so nicht vom Gegenteil überzeugen. Aber ich denke, daß die Reduzierung aller gesellschaftlchen Verbrechen auf den Nenner Rassismus zu bringen, eine unzulässige Vereinfachung ist, die uns oft genug die Einsicht in die Natur der Dinge verwehrt. Das ist genau so falsch, wie wenn die Polizei erst einmal in alle “möglichen Richtungen” ermittelt, aber eben genau nicht in Richtung Rassismus. Genauso falsch, wenn auch anders herum. Ich fühle mich in dieser Einschätzung deshalb sicher, weil ich solche Diskussionen in den sechziger und siebziger Jahren gar nicht kannte, und seit den neunzigern beobachtet habe, daß die Diskussionen um die Rassismusfrage zunahmen und mittlerweile andere Analysen (fast) gar nicht mehr akzeptiert werden. Wenn ich mich also doch in solche “quasireligiösen” Diskurse einklinke, dann mache ich das nur, weil ich trotz der geringen Erfolgschance jemanden überzeugen zu können, immer noch eine kleine Resthoffnung im Hinterkopf habe. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
↧